Wo meine Seele wohnt – Mein Leben bei den Lakota (autobiografische Erzählung)

Wo meine Seele wohnt – Mein Leben bei den Lakota (autobiografische Erzählung)
Isabel Stadnick, 2012-03

Nach einer Lebenskrise (Job-Verlust) reist eine 32-jährige – jetzt arbeitslose Schauspielerin – in ein kanadisches Indianer-Reservat, um das Leben der Indianer (die sie seit ihrer Kindheit faszinieren) kennen zu lernen. Sie heiratet einen der Reservats-Indianer, der aber schon etwas von der ‚anderen’ Welt gesehen und aus einer früheren Beziehung schon drei Kinder hat. Sie bekommt von ihm ebenfalls drei Kinder, lebt acht Jahres im Reservat, er stirbt, verzweifelt kehrt sie in die Schweiz zurück. Elf Jahre später kehrt sie mit ihren eigenen Kindern ins Reservat zurück und nimmt die indianische Lebensweise wieder auf. Ausserdem setzt sie sich für die Verbesserung der schulischen Ausbildung der Indianerkinder ein.

Auf den ersten Blick eine traurige, rührende und berührende Geschichte – bei näherer Betrachtung aber primär Ethno-Kitsch: Idealisierung der ‚edlen Wilden’ und deren ‚Eins-Sein mit der Natur’.

Natürlich ist es traurig, wie die amerikanischen Ureinwohner in Reservaten ‚gehalten’ werden. Aber bei ein bisschen Reflexion müsste man schon darauf kommen, dass die Grundidee, die indianische Lebensweise in Reservaten konservieren zu wollen, oder dies nur schon anzustreben, a priori ziemlich blöd und unrealistisch ist – schon allein deswegen, weil zur Lebensweise auch ein Lebensraum gehört, der jedoch in den Reservaten keineswegs gegeben ist. Auch vom Zielkonflikt zwischen modernem amerikanischem oder kanadischem Rechtssystem oder heutigen Menschenrechts- und Gleichstellungsvorstellungen und indianischer Kultur ist mit keinem Wort die Rede.

Die Frage, ob es sinnvolles und verantwortliches Handeln ist, mir nichts dir nichts in eine fremde Kultur einzuheiraten und Kinder zu ‚produzieren’, diese zuerst indianisch und dann elf Jahre lang schweizerisch aufwachsen zu lassen und sie anschliessend wieder in die indianische Gesellschaft mitzunehmen, taucht ebenfalls nirgends auf.

Die Selbstverwirklichung der Autorin hat Priorität – das muss man doch verstehen, und akzeptieren!

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