Why Capitalism?

Why Capitalism?
Allan H. Meltzer, 2012-17

Eine durchdachte, geschichtsbasierte Analyse der Rollen von Regierungen und freien Märkten in demokratischen Gesellschaften – und eine ebenso überzeugte wie überzeugende Rechtfertigung des Kapitalismus, d.h. eines Systems, in dem die Produktionsmittel in Privateigentum sind und die Menschen die weitestgehend freie Wahl haben, wie sie ihr Leben gestalten, was sie konsumieren und wie sie mit ihren Ressourcen umgehen wollen.

Hauptargumente Meltzers pro Kapitalismus sind:

  • Empirisch ist erwiesen, dass bislang nur kapitalistische Gesellschaftssysteme dauerhaft Wohlstand und Freiheit schaffen konnten. Alle anderen Systeme, insbesondere sozialistische, sind gescheitert oder versagen nach wie vor.
  • Kapitalismus ist in dem Sinn frei von ideologischem Überbau, als er keinen Wertvorstellungen verpflichtet ist und keine bestimmte Moralvorstellung umsetzen will; deshalb ist er für alle Kulturen geeignet und hat bewiesen, dass er in China und Nordamerika, in Indien, Italien, Indonesien, etc. erfolgreich sein kann.

Der Kapitalismus erhebt nicht den Anspruch, perfekt zu sein oder nur – von allen – erwünschte Ergebnisse zu liefern. Freiheit schliesst auch die Freiheit ein, Fehler zu machen. Das gilt auch für den Kapitalismus. Aber im Gegensatz zu rigiden Systemen, die zentral gesteuert sind und spezifische Ergebnisse anstreben, ist der Kapitalismus dynamisch und besser in der Lage, Fehler selbst zu korrigieren – um anschliessend wieder neue zu begehen…

  • Der Kapitalismus geht von den Menschen aus, die tatsächlich vorhanden sind, so wie sie sind, während antikapitalistische Systeme von einem – utopischen oder idealistischen – Menschenbild ausgehen. Jene führen zwangsläufig dazu, dass sie die Menschen, die eine andere oder gar keine Utopie haben, in eine Zwangsjacke stecken und unterdrücken müssen.
  • Nicht nur «Kapitalisten» begehen Fehler, sondern erst recht auch Regierungen (oder ihre Regulierungs-Instanzen); und meistens haben deren (systemische) Fehler grössere und länger wirksame Folgen.
  • Meltzer bezieht sich immer wieder auf Kant und dessen an frühchristliche Anschauungen anknüpfendes Gedankengut: Menschen sind nicht perfekt; der Kapitalismus und viele Alternativen sind nicht für das verantwortlich, was falsch läuft. Es sind die Menschen, häufig solche in hohen Machtpositionen, die verantwortlich sind. Der Kapitalismus verteilt und begrenzt die Macht, während im Gegensatz dazu die Alternativen die Macht in wenigen Händen konzentrieren.
  • Wie üblich bei solchen Büchern liesse sich die Essenz des Inhalts auf wenigen Seiten ausdrücken. Meltzer ist trotz der hohen Redundanz einigermassen vergnüglich zu lesen, weil er die Grundthesen immer wieder variiert, aber wenigstens mit neuen Beispielen illustriert. Allerdings sind die Beispiele sehr US-lastig.
  • Die US-Lastigkeit gilt umso stärker, je weiter man im Buch vorstösst. Die letzten Kapitel haben auch gar nichts mehr mit der Verteidigung des Kapitalismus zu tun, sondern viel mehr mit offensichtlich persönlichen Steckenpferden und offenen Rechnungen des Autors.
  • Eine schöne Nebenbeiweisheit zum ‚mitnehmen’ (angeblich von Napoleon): «Never ascribe to malice that which is adequately explained by incompetence.»

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