Totalschaden

Totalschaden
Bruno Jonas, 2019-15

Dieser «Totalschaden» ist eine unterhaltsame Häppchen-Lektüre; das Buch lässt sich – dank kurzer und zahlreicher Kapitel – in typischen Toiletten-Sessionen lesen, und zwar nach dem Zufallsprinzip, denn die Reigenfolge spielt keine Rolle. Die Qualität der einzelnen Kapitel schwankt zwischen langweilig, langfädig am einen Ende der Skala und geistsprühend, anregend, überraschend am anderen Ende.

Jonas beschäftigt sich mit allen Fassetten des Satirikerlebens; dazu gehören Fragen wie:

  • Was darf Satire? Darf sie wirklich alles?
  • Warum ist – jedenfalls in Deutschland – Satire grundsätzlich ‚links‘, oder darf ein Satiriker auch mal ‚rechts‘?
  • Was ist die Rolle des Satirikers? Auch im Vergleich zum Journalisten?
  • Wer hat die Deutungshoheit über ‚das Gute und das Böse‘? Mit welcher Legitimation?
  • Was heisst es, politisch korrekt (und somit in Übereinstimmung mit der Doktrin der Deutungsherrscher) zu sein, und was ist die Strafe, wenn man es mal nicht ist? Selbstverständlich ein Shitstorm, der einem die Besinnung raubt…
  • Kurz: Das Privileg des Satirikers besteht darin, sich bei jeder Gelegenheit als Experte des Diskurses über Gott und die Welt zu bestätigen.

Leider gehört es auch bei Jonas dazu, dass Satire per definitionem deutsch und somit chauvinistisch ist (d.h. der geistige Horizont erstreckt sich vom Rhein zur Oder-Neisse – genauso wie der Ausdruck ‚east coast to west coast‘ für einen Amerikaner ein Synonym für ‚global‘ ist), und dass der deutsche satirische Humor auch im Erscheinungs-Jahr des Heils (2018) immer noch davon lebt, dass es eine Mutti Merkel und einen Politiker gibt, dessen Namen an ‚bescheuert‘ erinnert.

Trotzdem: «Totalschaden» ist eine lesenswerte Mischung aus Tiefsinn und Schwachsinn, Philosophie und Unsinn, ein wenig Humor hier, ein wenig Kritik an Gesellschaft und Politik da – es ist eine Art Erklärung von ‚42‘ («A Hitchhiker’s Guide to the Galaxy», obwohl Jonas auch nicht offenbart‚ auf welche Frage ‚42‘ die Antwort ist: eine typische und bestens geeignete Lektüre für Toiletten und andere Warteräume.