Steve Jobs (Biografie)

Steve Jobs (Biografie)
Walter Isaacson, 2012-01

«Steve Jobs» ist für jemand, der wie ich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beruflich ex officio und darüber hinaus mit grosser und intensiver Neugier die Entstehungs-, Pubertäts- und junge Erwachsenenphase der Informations- und Kommunikationstechnik (IT) miterlebte – und kleinräumig deren Anwendung mitgestalten konnte –, ein ‚must read’.

Es gelingt Isaacson ausgezeichnet, den rätselhaften, mehrschichtigen und mehrgesichtigen Menschen Steve Jobs sowie dessen bizarre Biografie und in mancher Hinsicht bahnbrechenden Leistungen lebendig darzustellen und in den Kontext der IT-Entwicklung einzuordnen. Dabei kommt zwar – aus der Innensicht der IT-Entwicklung – die Entwicklung der Grosscomputer klar zu kurz; das ist aber verständlich und verzeihlich, denn im Leben und Geist von Jobs spielten diese auch keine Rolle.

Die Biografie ist insgesamt zu lang geraten und enthält Passagen, die für den Leser eher uninteressant sind, z.B. die Schilderung der diversen Beziehungen, die Jobs vor seiner Ehe mit Laurene Powell unterhielt, seiner Hippy-Eskapaden und Ausflüge in den Bereich des Managements von Apfel-Plantagen, seiner Ess-Extremismen, etc.; auch die Extensität der Schilderung der Geschichte seiner Beziehung mit Sculley gehört dazu. Trotzdem: auch diese Details runden das Bild von Jobs ab und tragen zur Verwunderung darüber bei, dass ein derart exzentrischer Mensch, der als Person abscheuliche Eigenschaften hatte und in seinem persönlichen Lebensstil völlig irrationale Marotten und «Konstanten» zelebrierte, als Unternehmer und Innovator  derartig erfolgreich werden konnte, obwohl er auch in diesem Bereich einen Grad von Detailbesessenheit an den Tag legte, der normalerweise zwangsläufig mit dem Vergessen der grossen Linien verbunden ist.

Jobs: ein Rätsel in jeder Hinsicht – und sicher kein Vorbild. Abgesehen davon: wer ihn nachahmen wollte, würde mit Sicherheit scheitern.

Wie gesagt: ein ‚must read’ für alle, die in der Jobs-Area in der IT-Industrie dabei gewesen sind!

Und ausserdem: die Lektüre der Jobs-Biografie und das Nochmals-Erleben der Auseinandersetzungen Microsoft-Mac machen es zur doppelten Freude und Genugtuung, diese Gedanken auf einem Mac zu schreiben.

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