
(als e-Book gelesen; siehe auch vom gleichen Autor 2023-02 «Alle Wege führen nach Rom»)
Michael Sommer frönt seiner Liebe zur Antike und seinem Antrieb, sein schier unbegrenztes Wissen über die römische Antike zur Schau zu stellen. In seinem neuen Roman, fast ein Krimi, beschäftigt er sich mit dem Ende der römischen Republik und dessen Kulminationspunkt, der Ermordung von Julius Cäsar. Er schöpft aus einem überraschend reichhaltigen Fundus an schriftlichen Quellen und schildert die entsprechenden politischen und gesellschaftlichen Vorgänge in Rom in allen akribischen Details; deren Lektüre ist allerdings streckenweise ermüdend und letztlich nur ,angefressenen’ an deren kriminologischen Aufarbeitung interessierten Lesern zumutbar. Für den Laien ist allerdings die Recherchier-Leistung Sommers beeindruckend.
Die Tatsache, dass die Mörder Cäsars, die ihre Tat mit dem Versuch der Rettung der römischen Republik rechtfertigten, letztlich deren Gegenteil, nämlich den Übergang zum Kaisertum, bewirkten, wird von Sommer natürlich angesprochen. Meines Erachtens verzichtet er jedoch leider darauf, über die Parallelen zur aktuellen Weltsituation sinnieren: damals wie heute stehen sich einerseits eingefleischte Republikaner, die von der Überlegenheit einer demokratischen ,rule based’ Gesellschaft überzeugt sind, und anderseits Autokraten und Diktatoren, welche eine solche Gesellschaft für dekadent und schwach halten und durch die Macht des Stärkeren und die willkürliche Allmacht des Alleinherrschertums ersetzen wollen, gegenüber. Bei den Römern unterlagen Demokratie und Mitbestimmungsrecht des Volkes; es wäre lohnenswert, darüber nachzudenken, ob sich aus der römischen Geschichte Lehren für die Gegenwart ableiten liessen, und welche Bedingungen herrschen müssten, damit sich das in der Gegenwart nicht wiederholt.