John Adams

John Adams
David McCullough, 2011-16

John Adams (1735 – 1826) ist einer der Gründerväter der USA:

  • treibender Kopf der Unabhängigkeitsbewegung
  • Mitglied des Kongresses der dreizehn englischen Kolonien, der die Unabhängigkeit vorbereitet
  • Mitverfasser und -unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung
  • Chefunterhändler des in die Unabhängigkeit strebenden entstehenden Staats in Paris, der die (politisch-diplomatische, finanzielle und ausschlaggebende militärische) Unterstützung der USA durch den französischen Hof sicherstellen soll
  • Chefunterhändler bei den Friedensverhandlungen zwischen den USA und England, die mit dem Frieden von Paris im September 1783 die volle Unabhängigkeit des jungen Staats besiegeln
  • zweiter Präsident (nach George Washington) der USA, 1797-1801 (Nachfolger Thomas Jefferson)
  • Vater von John Quincy Adams, sechster Präsident der USA (ab 1826)

David McCullough beschreibt die erstaunliche und einzigartige Biografie dieses Neu-Engländers äusserst detailliert, mit sehr viel Zitaten aus bisher unveröffentlichten – auch sehr privaten – Dokumenten.

Es ist eine unglaublich Geschichte: Der Sohn eines Bauern (dessen Familie ihren Bauernhof in der Nähe von Boston bereits seit Generationen, d.h. fast seit der Zeit der «pilgrim fathers», betreibt), kann in Harvard studieren, lernt Latein und Griechisch, studiert Ius, wird Anwalt, gerät in die Unabhängigkeitsmaschinerie, wird dadurch autodidaktisch zum Politiker, Staatsrechtler, Verfassungsverfasser und Diplomaten, lernt während seinen Auslandeinsätzen auch noch Holländisch und Französisch (und liest die Philosophen der Antike und Neuzeit in ihren Originalsprachen). ‚Nebenbei‘ gründet er eine Familie, übernimmt und erweitert er den Familienhof, und verbringt jährlich 6 – 8 Monate in Philadelphia (als Mitglied des Kongresses), überquert – auf gefährlichen und gesundheitlich äusserst strapaziösen Segelfahrten – zusätzlich mehrmals den Atlantik und verbringt Jahre in Paris, Amsterdam und London.

Leser und Leserin erfahren natürlich auch sehr viel über die Art und Weise, wie die Menschen in der Gründungsperiode der USA gelebt haben, und über deren Einstellung zu wichtigen Lebensaspekten wie: Verhältnis zwischen Bürger und Staat, Bedeutung der Unabhängigkeit, Selbstverantwortung, Freiheit und Gleichheit (auch die Zerrissenheit der Staaten der jungen USA bezüglich Sklaverei wird freimütig dargelegt), Ausbildung, etc.

Im Konflikt zwischen den ‚republicans‘ (damals Anhänger eines möglichst schwachen US-Bundesstaats, Befürworter starker Eigenständigkeit der einzelnen Kolonien bzw. Staaten, teilweise romantisch fanatische Anhänger der französischen Revolution und entsprechend lautstarke Anhänger einer grenzenlosen Anlehnung der jungen USA an Frankreich) und den ‚federalists‘ (Befürworter eines starken Bundesstaats) ist Adams inhaltlich den ‚federalists nahe; er distanziert sich aber von den schon früh beginnenden parteipolitischen Streitigkeiten und bewahrt weitgehend seine Unabhängigkeit.

Während seinen langen Abwesenheiten führt seine Frau – eine in der Biografie sehr eindrücklich geschilderte Persönlichkeit – die Geschäfte des Familienhofs und natürlich die Familie selbst.Adams zu verstehen, bedeutet, die Wurzeln des amerikanischen ‚spirit‘ zu verstehen. Somit ist für jeden, der die USA verstehen und wissen will, wie sie tickt, diese Biografie ein MUSS!