Gerechtigkeit der Linken – Verteilungsgerechtigkeit
Sehr viele Güter, wenn nicht alle, sind unter den Menschen ungleich verteilt.
Die Linke beschäftigt sich fast ausschliesslich, jedenfalls prioritär, mit der Verteilungsgerechtigkeit, also mit der ungleichen Verteilung materieller Güter: für sie ist die ungleiche Verteilung materiellen Reichtums «ungerecht»; sie erhebt den Anspruch, den moralisch absolut gültigen Massstab dafür zu besitzen, nach dem die Güter zwischen arm und reich «gerecht» verteilt sein sollten – und ihr politisches Programm ist von diesem Verteilungskampf durch und durch geprägt.
In Wirklichkeit sind alle Güter dieser Welt, materielle und immaterielle, ungleich verteilt – vermutlich lässt sich bei allen Verteilungsunterschieden eine Gauss’sche Verteilung feststellen; Beispiele für immaterielle und ungleich verteilte Güter sind: – Körpergrösse, -dicke – Haarwuchs – körperliche Leistungsfähigkeit und Schnelligkeit – Schönheit – Hautfarbe – Erbschaft, «angeborene» Talente; genetische Eigenschaften – soziales, wirtschaftliches, kulturelles, geografisches und klimatisches Umfeld (bei Geburt) – Fähigkeit und Wille der Eltern, ihren Kindern Bildung, Ausbildung Charaktereigenschaften zu vermitteln – Willenskraft – Ehrgeiz – Lernbereitschaft und -fähigkeit – Beharrlichkeit und Stehvermögen – prägende Vorbilder (Jugendzeit); «role models» (als lebenslange Begleiter) – Gesundheit – Glück oder Pech
Idee: Darstellung der Verteilung der oben aufgeführten Güter mittels Zeichnungen oder Grafiken, also beispielsweise der Körpergrösse oder -dicke mit Fotos von unterschiedlich langen/kurzen oder dicken/dünnen Menschen; Legende jeweils: Ist das gerecht?
Je nach Wertvorstellung eines Menschen sind einzelne oder mehrere dieser Güter viel wichtiger als materieller Reichtum.
Beim materiellen Reichtum lässt sich meistens eine direkte Kausalität zwischen «Anstrengung» und «Erfolg» herstellen; im Unterschied dazu sind die immaterielle Güter weitgehend «Glücksache»: zwischen «Besitz» und «Anstrengung» besteht wenig Kausalität; mit «Anstrengung» oder Training lassen sich allenfalls angeborene «Reichtümer» entwickeln und verstärken (oder angeborene «Ungerechtigkeiten» abschwächen oder eliminieren).
Mit der Forderung nach einer «gerechten» Verteilung materieller Güter wird von der Tatsache abgelenkt, dass die Welt generell in dem Sinne «ungerecht» ist, als alle Güter ungleich verteilt sind, und dass der Mensch, und damit auch der politische Mensch, einer Allmachtsfantasie zum Opfer fällt, wenn er meint, mit einer gleichmässigen Verteilung materieller Güter «Gerechtigkeit» auf dieser Welt herstellen zu können; der Menschheit wäre besser gedient, wenn sie immer wieder die Botschaft hören könnte, dass die Welt eben ungerecht ist und wir damit leben müssen.
Letztlich stellt sich die Frage, ob das der «gerechten» Verteilungsutopie der Linken zugrundeliegende Prinzip nicht darauf hinausläuft, dass aus der bestehenden «ungerechten» Verteilung zwischen arm und reich die «gerechte» Verteilung zwischen faul und fleissig werden soll…; ob dann Gerechtigkeit besteht, wenn der Faule gleich viel hat wie der Reiche, und der Fleissige wie der Arme, steht zu bezweifel