Extracurriculares Non-CV

Bernard R. Bachmann

im Jahr 2021

Extracurriculares Non-CV – für Freunde und Bekannte und alle weiteren Interessierten

Ich bin ein alter, weisser, heterosexueller Mann. Manchmal altmodisch und konservativ (im Sinne von «das Gute und Bewährte bewahrend»), meistens am Neuen sehr interessiert und zum Erproben bereit, immer neugierig und unternehmungslustig – aber nicht progressiv, weil das Wort vom Zeitgeist usurpiert und falsch besetzt ist.

Ich lebe, habe Freude am Leben und am Geniessen, komme aber auch mit altersbedingten und gesundheitlichen Einschränkungen ganz gut zurecht, weil ich im Zweifelsfall immer das sehe und wertschätze, was gut geht, und nicht im Elend des Jammerns über das, was vorbei ist und nicht mehr geht, versumpfe. Solange ich (fast) nur auf Fallschirmspringen verzichten muss, fühle ich mich nicht behindert.

Viele Erlebnisse, die mich in meinem Leben geschüttelt und erschüttert haben, hätten nach heutigen Massstäben eigentlich zu Traumatisierungen führen müssen. Dazu gehören beispielsweise: Erstickungstod eines Cousins im Kinderwagen, während wir grösseren, aber immer noch kleinen Kinder daneben spielten… Tod einer Töff-Beifahrerin wegen eines waghalsigen Velo-Wendemanövers… tagelanges Eingeschlossensein im Pfadilager zwischen zwei Hochwasser führenden Bächen am Sarnersee… Vater, der mir auf dem Sterbebett sagt, er komme meinetwegen in die Hölle … Orientierungsverlust in der alaskanischen Tundra… Tod meiner ersten Frau nach 35 Ehejahren… Krebserkrankung… misslungene Wirbelsäulenoperation mit partieller Lähmung des linken Beins… Kein einziges Mal hat mir dabei ein Care Team geholfen. Aber ich lebe noch und schlafe gut.

Bevor ich das Wort überhaupt kannte, wusste ich intuitiv, dass gut leben und Resilienz untrennbar miteinander verbunden sind. Resilienz basiert nach meiner Überzeugung in erster Linie in der Anerkennung dessen was ist, und im Verzicht auf Fragen, die man gar nicht oder nur selbst beantworten kann, weil von Vornherein feststeht, dass es keine höhere Instanz gibt, die einem das abnehmen kann. Die wichtigste Voraussetzung für Widerstandskraft oder eben Resilienz ist meines Erachtens die Fähigkeit, Unsicherheit zu akzeptieren und damit zu leben.

Dies gilt sowohl für einzelne Individuen als auch für ganze Gesellschaften. Gesellschaften, die Unsicherheiten nicht aushalten können, die immer und überall 100% Sicherheit oder Eindeutigkeit fordern, kommen mit der Wirklichkeit nicht zurecht. Corona grüsst. Die grösste Gefahr und gleichzeitig die simpelste Verführungstechnik für Gesellschaften kommt von den Populisten von links bis rechts, die Unsicherheiten mit einfachen Lösungen beseitigen wollen: die schrecklichen Vereinfacher oder ‚Vereindeutiger‘ (Eduard Kaeser, NZZ 30. Juni 2012).

Mein bisheriges Leben besteht aus schwierigen, störenden, lästigen und belastenden, aber per Saldo (gefühlt, nicht buchhalterisch) mehrheitlich aus schönen, bereichernden, erfreulichen Erlebnissen, Erfahrungen, Begegnungen und Geschenken und Taten. Ich bin zuversichtlich, dass es so weiter geht, bis es – wohl auch für mich unweigerlich – zu Ende geht. Aber um das Ende kümmere ich mich nicht; es genügt mir zu wissen, dass es irgendwann einmal kommt – und das anzunehmen. Ich lebe von Tag zu Tag, und geniesse jeden einzelnen Tag so gut es geht, geistig, leiblich, emotional, gesellig.

Was mich sonst so bewegt, was ich denke, was ich von der Gesellschaft halte, woran ich glaube, was meine Werte sind, das alles findet sich in den zahlreichen anderen Texten (vor allem in «Aus dem Bauch eines Kopfmenschen»), die sich auf dieser Webseite finden lassen.

Enjoy!