Deutschland to go (2012)

Deutschland to go (2012)
Mathias Richling, 2019-09

Dieses Buch ist von A – Z und 268 Seiten lang ein Ärgernis.

Erstens, weil es von Mathias Richling 2019, nach einer Vorstellung im Zürcher Bernhard Theater verramscht wurde (nach dem Motto 2 für 1, 5 für 3, oder 10 für 5), ohne die Käufer darauf aufmerksam zu machen, dass es 2012 erschienen ist.

Zweitens, weil ‚antikes‘ Kabarett (im politischen Kabarett sind 7 Jahre bereits eine Ewigkeit) schlicht abgestanden wirkt.

Drittens, weil es inhaltlich schlecht gedacht und viertens sprachlich schlecht geschrieben ist.

Schlecht gedacht:

Es ist ein monotoner Singsang mit dem roten Faden «Alles ist Scheisse, Politik ist Scheisse, Wirtschaft ist Scheisse; alle sind korrupt oder gierig oder beides; jeder bescheisst jeden…»

Schlecht geschrieben:

Richling demonstriert unfreiwillig, dass eine Rede keine Schreibe ist. Wahrscheinlich ist das Buch ein Transkript seiner Bühnenauftritte aus der Zeit vor oder um 2012. Beim Lesen erscheint er unwillkürlich auf der Bühne, wo er mit seinem gekünstelten Schwulengang hin und her zappt, abgehackte Sätze von sich gibt, irrwitzige, manchmal komische, manchmal einfach blöde Gedankensprünge macht, aber ohne jegliche inhaltliche Struktur die Zuschauer – oder die Leserinnen und Leser – mit Invektiven über seine Opfer oder mit dümmlichen Weisheiten über den Soll-Zustand dieser Welt zuschüttet. Gesprochen kann man Richling ja noch ertragen, manchmal sogar geniessen; aber 268 gedruckte Seiten sind zu viel; das ist monoton, zu 80% redundant und Wiederholung, und am Ende ist man so klug als wie zuvor.

Und fünftens, weil das Buch penetrant chauvinistisch oder auf den deutschen Bauchnabel fixiert ist. Klar, der Titel lautet «Deutschland to go»; trotzdem: fast alle Themen, die Richling anpackt, haben internationalen Ursprung, Charakter oder Bezug. Es verstört dann aber doch, wenn Richling die Themen so behandelt, wie wenn Deutschland der einzige oder wichtigste Brennpunkt der Betroffenheit wäre. Mich verstört jedenfalls, dass der ‚Subtext‘ sehr deutlich «Wenn Deutschland alle von Richling angeprangerten Fehler nicht mehr begeht, oder eben alles richtig macht, dann kommt die Welt wieder in Ordnung.» lautet, oder an «Am deutschen Wesen soll die Welt genesen» anklingt

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