Der Mythos des Sisyphus – Ein Versuch über das Absurde

Der Mythos des Sisyphus – Ein Versuch über das Absurde
Albert Camus, 2013-19

Meinen Versuch, wieder einmal etwas Philosophie ‚aufzusaugen‘, musste ich etwa in der Hälfte des Werks abgebrochen!

Das Wort ‚Versuch‘ im Untertitel von Camus ist für mich ein Euphemismus. Camus schwadroniert, dass es das Zeug hält. Es fängt damit an, dass er das ‚Absurde‘ kaum, und wenn doch, dann sehr widersprüchlich definiert. Er versteht darunter sowohl alles, was nicht verstehbar ist, als auch die ‚konventionelle‘ Sicht, dass absurd ist, was offensichtlich einem Ziel oder einer Absicht widerspricht. Etwas, das man nicht versteht, ergibt für den, der es verstehen will, keinen Sinn. Was sinnlos ist, ist absurd.

Wenn ich etwas nicht verstehe, muss es doch noch lange nicht absurd sein; vielleicht ist das für einen französischen Intellektuellen, der ex officio davon überzeugt zu sein hat, alles zu verstehen, einleuchtend; für mich kann das, was ich nicht verstehe, auch schlicht und einfach meine Kenntnisse oder meinen Intellekt überfordern, vielleicht ist es auch schlicht und ergreifend dumm – aber absurd? Und dann noch direkt zum Selbstmord? (Camus schreibt seinen Essay, um sich mit der Absurdität des Selbstmords auseinanderzusetzen.)

Camus ist so mit allen philosophischen Wassern gewaschen, so belesen, springt so beherzt von Gott zum Theater, von Husserl zu irgendwelchen inzwischen vollständig vergessenen Zeitgeistphilosophen der 1930-er Jahre, dass einem schwindlig wird. Daraus resultiert ein Text, der voll von unbewiesenen Behauptungen, Thesen, oder – in der Sprache von Camus – ‚Evidenzen‘ ist, dass er letztlich unverständlich ist. Also ist der Text entweder gemäss der Logik von Camus ‚absurd‘. Bei oberflächlichem Lesen ertappe ich mich immer wieder dabei, beeindruckt zu sein. Beim nochmaligen Lesen und In-die-Tiefe-gehen finde ich jedoch eher oberflächliche Flunkerei, Spielerei mit dem eigenen Wissen und Kokettiererei mit einem Thema, das eigentlich mehr Seriosität verdiente. Aber wie so häufig: ich verstehe es nicht, also muss es hochstehend, besonders wertvoll und gut sein. Es bleibt die erhellende Vermutung, dass Sisyphus ein glücklicher Mensch gewesen sein könnte.

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