Capital

Capital
John Lanchester, 2013-07

Vorweg: Der Titel des Romans hat – obwohl ein Investment Banker eine wichtige Rolle einnimmt – mit ‚Kapital’ nichts zu tun; er steht für ‚Hauptstadt’, d.h. für London (und Umgebung), in der sich die Geschichte abspielt.

Die wichtigsten Personen, die als Akteure im Zentrum stehen, sind auf den ersten Blick eine seltsame Mischung; es sind:

  • eine über 80-jährige alte Dame, die immer noch in dem Haus lebt, das sie zusammen mit ihrem Mann vor über 50 Jahren gekauft hat; es war Teil eines Projekts zur Ansiedlung von Familien aus einfachen Verhältnissen in einem heruntergekommenen Teil im Süden von London, der seither jedoch durch grassierende Gentrifizierung ein ganz neues Gesicht bekommen hat
  • die Familie eines Investment Bankers, bestehend aus ihm selbst, sowie seiner konsum- und statussüchtigen Frau und zwei verwöhnten Kindern
  • eine pakistanische Familie (3 Brüder, Ehefrau, 2 Kinder, zeitweise eine resolute Schwiegermutter, Nannies und übriges Personal), die den ‚Dorfladen’ betreiben
  • ein polnischer Handwerker
  • ein junger senegalesischer Fusspallprofi mit Vater und Club-Betreuer
  • ein junger Akademiker, der in der Polizei Londons eine vielversprechende Karriere beginnt

Der ‚rote Faden’, der dieses Personal verbindet, ist die Pepys Road, an der das oben erwähnte ‚housing project’ realisiert wurde, und an der diese Personen nun wohnen oder arbeiten.

Lanchester entwickelt aus dem Rohmaterial seiner glänzend charakterisierten Akteure eine spannende, äusserst humorvolle und einfühlsame Geschichte, die zahlreiche Facetten des modernen London spiegelt. Es gelingt ihm, sowohl den grossen Bogen über völlig heterogene Handlungsstränge zu schlagen, als auch im Detail auf der Grundlage äusserst seriösen Recherchierens die Wirklichkeit so unterschiedlicher Welten wie einer Investment Bank, eines pakistanischen Einwanderer-Ladens, eines englischen Ausschaffungszentrums für illegale Einwanderer, etc. dem Leser so nahe zu bringen, dass er sich mitten im Geschehen wie zuhause fühlt.

Zwei Beispiele von im Buch zitierten Kritiken kann ich ohne jeden Vorbehalt unterschreiben:

  • «A big book about contemporary London, there’s lots here about property prices, while the characters include a Premier League footballer, a traffic warden and a banker. Might seem clichéd if it weren’t so damn good.» William Skidelsky, Observer
  • «A complex and gripping tale of London life, a pre-crash-portrait of greed and fear and money.» The Times Book of the Week

Ich habe das Buch mit grossem Genuss gelesen und freue mich auf weitere Werke des Autors.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert