
Zum 100. Geburtstag 2006 Kopps (*2006, ✟1966) von Joseph Bättig und Klaus von Matt herausgegebenes Lesebuch mit diversen Beiträgen Kopps über seine ‚ironisch witzige Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft im Herzen der Zentralschweiz‘; Vorwort Joseph Bättig; Einführung Beatrice von Matt.
Kopp studierte Theologie und promovierte 1929 an der Universität Innsbruck. Nach dem Theologiestudium absolvierte er das Priesterseminar Solothurn und amtierte danach rund vier Jahre als Vikar an der Luzerner St. Karls-Kirche. Danach studierte er in Fribourg, Berlin und Heidelberg klassische Philosophie und promovierte 1939 ein zweites Mal. Ab 1938 war er Lehrer für Religion, Latein und Griechisch an der Mittelschule Willisau, ab 1945 Professor für Latein und Griechisch an der Kantonsschule Luzern.
Kopp hat sich zeitlebens intensiv, auch im Gespräch mit seinen Schülern, mit einer modernen, naturwissenschaftlich geprägten Einstellung zu Religion und Religiosität auseinandergesetzt. Die Begegnung mit den Schriften von Teilhard de Chardin (ab 1959) hat dieser Auseinandersetzung eine stark naturwissenschaftliche Prägung verliehen; allerdings zieht Kopp die Vorherrschaft des Geistlichen nie in Zweifel.
Diese Auseinandersetzung zieht sich wie ein roter Faden durch all seine Publikationen.
Vital Kopp war mein Latein- und Griechischlehrer an der Kantonsschule Luzern (1958 – 1960) und hat auf mich einen tiefen und bleibenden Eindruck hinterlassen.
Die Festschrift «Erbe und Aufbruch» gibt einen ausgezeichneten Überblick über die Schaffensbreite Kopps: belletristische Kurzgeschichten, autobiografische Erinnerungen, Fest- und Trauerreden; politisch-historische Analysen (seiner näheren Heimat Beromünster und des Kantons Luzern), Predigten, Porträts von für ihn wichtigen und ihn prägenden zeitgenössischen Persönlichkeiten, Aphorismen, eine bildungspolitische Empfehlung für eine Neuausrichtung des traditionellen ‚humanistischen‘ Gymnasiums (die auch heute noch eine hohe Aktualität hat), die Grabrede, die er für sich selbst geschrieben hat, und – last but not least – einen Auszug aus seiner Beschäftigung mit Teilhard de Chardins Theorien.
Ausserdem enthält die Schrift mit dem Beitrag von Beatrice von Matt «Die Aktualität eines Unzeitgemässen» ein berührendes Porträt Kopps, das nur eine Person schreiben konnte, die – wie von Matt – Kopp persönlich kannte und von ihm Einlass in seine spirituelle und geistige Intimsphäre bekommen hatte.
Die Kopp-Texte waren für mich eine nostalgische Reise in meine eigene Vergangenheit und in die zwei Jahre an der Kantonsschule Luzern, die mich nach sechs Jahren ‚Internats-Gefängnis‘ und viel geistlichem und geistigem ‚Terror‘ stark geprägt hatten, und zwar ganz wesentlich dank meinem ‚Professor Kopp‘. Er hat mich in meinen formativen Jahren am stärksten motiviert und eindringlich gefordert, eigenständiges Denken zu betreiben und dabei gewonnene Einsichten und Erkenntnisse stärker zu gewichten als herkömmliche Glaubenssätze oder Tabus.
Allerdings glaube ich, dass Kopp heute seine naturwissenschaftlich-geistig-geistlichen Theorien weiterentwickelt hätte und den Vorrang der Spiritualität und letztlich des ‚Göttlichen‘ nicht mehr so uneingeschränkt vertreten würde. Jedenfalls bin ich davon überzeugt, dass er sein Dilemma zwischen Glauben und Wissen – bei dem er sich schon zu seiner Zeit extrem weit aus dem Fenster lehnte – heute anders auflösen würde.Die Festschrift hat mich berührt und für eine kurze Zeit in eine andere Welt zurückgeholt. Insbesondere hat sie mir in Erinnerung gerufen, woher ich komme, und dabei wertvolle Anregungen für den weiteren Weg mitgegeben.