
Ich habe nach meiner Erinnerung noch nie ein Buch gelesen, dessen ‚Held‘ dem Scheusal Michael Beard nur annähernd nahekommt. Und trotzdem: Die Story und ihr Held fesseln und lassen einen nicht los.
Die Geschichte des Nobelpreisträgers für Physik, der als Forscher seit seinem Nobelpreis vor sich hindämmert, seine beinahe angeborene Rolle als Frauenheld weiter zelebriert und nebenbei zum Alkoholiker und Fettsack wird, enthält jedoch alle Ingredienzien eines Wissenschafts- und Gesellschaftsthrillers, die man sich vorstellen kann: die Innereien, Beliebigkeiten, Verlogenheiten und hierarchisch-plagiatorischen Mechanismen eines exaltierten Wissenschaftsbetriebs, die Exzesse und die verführerische Demagogie des Erderwärmungsdiskurses, die schier explosive Spannung zwischen Beziehungsbedürfnis und Beziehungsunfähigkeit des modernen Menschen, die Absonderlichkeiten der Gender-Fundamentalisten, etc.
Dabei spielt der tödliche Unfall eines Protagonisten, der vom ‚Helden‘ mit manipulierten Indizien nachträglich so in einen Mord umfunktioniert wird, dass für den ein für die Tat an sich unschuldiger, aber der Tat sehr wohl fähiger Dritter verurteilt wird, schon fast eine Nebenrolle.Fazit: glänzend geschriebenes, satirisch-sarkastisch-zynisches Drama unserer heutigen Gesellschaft – unbedingt lesenswert!