«General J. A. Sutter – Ein Leben auf der Flucht nach vorn» ist weit mehr als eine weitere Sutter-Biografie.
Selbstverständlich wird die Lebensgeschichte Sutters in sechs packend geschriebenen Kapiteln nacherlebbar erzählt.
Bernard R. Bachmann ergänzt in seinem Buch-Erstling die Geschichte Sutters
• mit zahlreichen gründlich recherchierten Berichten und Zeugnissen von Zeitgenossen Sutters,
• mit reichem zeitgenössischem Bild- und Illustrationsmaterial sowie mit eigenen Fotos
• und mit von Stefan Jösler liebevoll gestalteten Karten und Grafiken,
und dies alles vor dem fundiert und lebendig geschilderten Hintergrund der Entstehung der Vereinigten Staaten bis zu deren Ausdehnung quer über den Kontinent an die Pazifikküste.
Die Erschliessung des amerikanischen Westens, somit die Umsetzung des «manifest destiny» der USA wird von Bachmann auch für historische Laien, die diesen wesentlichen Identitäts-stiftenden Teil der amerikanischen Geschichte entweder nie gekannt haben oder wieder auffrischen möchten, packend und leicht verständlich zusammengefasst. Gelegentliche spitze Hinweise auf aktuelle zeitgeschichtliche Ereignisse bringen würziges Salz in die Suppe. Bachmann räumt mit dem Mythos auf, dass Sutter ein Opfer war und durch den Gold Rush von 1849 zu Grunde gerichtet wurde. Er zeigt, dass Sutter für seinen Niedergang zum grössten Teil selbst verantwortlich war, dass Sutters Charaktereigenschaften und sein inneres Lebensprogramm, die «Flucht nach vorn», ihn dazu prädestinierten, sich immer wieder zu überschätzen, aus Erfahrungen nicht zu lernen, sondern davor zu flüchten, und damit letztlich pathetisch zu scheitern.
Sutters in der bestehenden – teilweise fast hagiografischen – Literatur häufig überhöht dargestellte Rolle bei der amerikanischen Eroberung Kaliforniens wird in eine adäquate Proportion gerückt. Zusätzlich setzt sich der Autor generell und kritisch mit der bestehenden Sutter-Literatur auseinander. Er macht deutlich, dass weder die tradierte Sicht Sutters als heldenhafter Pionier und Gründervater Kaliforniens, noch die postmoderne Sicht revisionistischer Historiker, die in Sutter nur den Haupttäter bei der Vernichtung der kalifornischen Indianer und den Zerstörer einer reinen, idyllischen Umwelt sehen wollen, haltbar ist. Im abschliessenden Kapitel konfrontiert Bachmann seine Leserinnen und Leser mit der Frage, ob Sutter ein Held oder ein Lump war.
Sutter ist einer der prominentesten Vertreter der vielen Generationen von schweizerischen Auswanderern. Noch vor dem Gold Rush folgten ihm zahlreiche Landsleute nach Kalifornien. Kalifornien war damals noch buchstäblich das Ende der Welt; es war ein unbekanntes, wildes Territorium. Sutters Landsleute kamen, weil sie in ihrer Heimat keine Zukunft, viele nicht einmal eine Existenzgrundlage hatten.
Für alle, die sich für Geschichte und Schicksale schweizerischer Auswanderer interessieren, ist dieses Buch ein Muss.