Versicherung (insbesondere Sozialversicherung)

Versicherung (insbesondere Sozialversicherung)

Versicherungen sind eine Art von ‚Verbriefung’ (securitization) von Risiken beziehungsweise von Risikofolgen.

Bei der ursprünglichen Verbriefung von Anlagen oder Krediten geht es darum, dass beispielsweise eine Bank, die in einem Grosskredit oder in einem Portefeuille von einzelnen Krediten ein Klumpenrisiko sieht, das Gesamtrisiko in sehr viele kleine Teile stückelt und diese an entsprechend viele ‚kleine’ Anleger verkauft. Wenn dann etiwas schief geht, sind zwar viele betroffen, aber nur in kleinem Ausmass – das Klumpenrisiko wird eliminiert.

Bei Versicherungen ist es ähnlich: man weiss a priori, dass gewisse Risiken mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eintreffen werden (Unfälle sind unvermeidbar), dass die Schäden insgesamt klein sind, aber für den einzelnen Betroffenen katastrophal sein können. Also wird das Risiko gepoolt. Die Versicherungspolice ist die ‚verbriefte’ Wertschrift, für welche alle potentiell vom Eintretensfall eines Risikos Betroffenen eine kleine Risikoprämie an den Versicherungsträger zahlen. Der Versicherungsträger verwaltet den Risikopool und kassiert die ‚kleinen’ Risikoprämien, die kumuliert gross genug sind, um die Folgen des Eintretensfalls abzusichern, sodass der Schaden des Einzelnen gedeckt ist.

Bei Sozialversicherungen war der ursprüngliche Gedanke, Menschen vor den katastrophalen finanziellen Folgen unverschuldeterSchicksalsschläge zu schützen. In erster Linie ging es darum, die für den Einzelnen untragbaren Folgen von Krankheit, Unfällen, Arbeitslosigkeit mit einer solidarisch getragenen Versicherungslösung abzufedern.

Leider ist bei den Sozialversicherungen inzwischen die Koppelung zwischen ‚unverschuldet’ und ‚Solidarität’ verloren gegangen. Sozialversicherungen sind zum Freipass für unsolidarisches Schmarotzertum geworden, sie sind zum grössten ‚moral hazard’ der modernen westlichen Gesellschaft pervertiert worden. Risikosportarten, ungesundes Leben (schlechte Ernährung, Bewegungsmangel, selbstzerstörerischer ‚life style’, Gambling, Suchtverhalten, etc.) oder fehlendes Interesse oder Mangel an Einsatz für Aus- oder Weiterbildung: alles kein Problem – wir sind versichert.

Erstaunlich ist, dass in der Politik nur ständig über die steigenden Kosten des Gesundheitssystems gejammert wird, sich aber niemand für die Ursachen, nämlich den ‚moral hazard’ der Solidarversicherung, interessiert. Jedenfalls gibt es keine objektiven statistischen Informationen über den Anteil von selbstverschuldeten ‚Schicksalsschlägen’ an den gesamten Gesundheitskosten. Offenbar ist niemand gewillt, der Gesellschaft einmal vorzurechnen, wie viel die Solidarität für solche Schicksalsschläge tatsächlich kostet, und sie damit zu einem Verhalten anzubhalten, das Solidarität und ‚unverschuldet’ wieder auf Vordermann bringen könnte.

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