Die Helferindustrie ist einer der am schnellsten wachsenden Wirtschaftszweige des 21. Jahrhunderts. Sie umfasst – unter anderem – die Entwicklungshilfe und die darauf spezialisierten Hilfswerke, die Sozialhilfe, die Schulpsychologen und Sozialarbeiter an Schulen, die Drogenhilfe, die Krebsliga, die Lungenliga, die Betreuung von Migranten und Asylbewerbern, Subventionsgeber, Schulpädagogen, Elternberater, Paartherapeuten, Sexualtherapeuten, Psychotherapeuten, Managementberater, Seelsorger, Astrologen, Ernährungsberater und – last, but not least – die Ratgeberliteratur.
Zur Helferindustrie gehört natürlich auch die gesamte staatliche Bürokratie, die sich generell mit der Verwaltung von Subventionen selbst am Leben erhält und ganz speziell mit der Zuteilung finanzieller Mittel an die Helferindustrie sowie – soweit vorhanden – mit deren Regulierung und Überwachung unentbehrlich macht.
Die Helferindustrie folgt aus Selbsterhaltung einem inneren und nachvollziehbaren Zwang, dafür zu sorgen, dass die Objekte ihrer Hilfe ad infinitum Hilfe brauchen, oder dass dann, wenn die Hilfe soweit erfolgreich war, dass sie nicht mehr benötigt wird, neue Hilfsbedürftige auf die Dienste der Helferindustrie angewiesen sind.
Die Logik ist die gleiche wie diejenige der Arbeitnehmervertretungen, die alles daran setzen, dass die Arbeitsplätze der von ihnen «Vertretenen» nicht verloren gehen. In beiden Fällen führt dies dazu, dass häufig unproduktive Strukturen künstlich am Leben erhalten bleiben.
Der Selbsterhaltungstrieb der Helferindustrie führt dazu, dass ihre Tätigkeit sich am Gegenteil der Prinzipien «Hilfe zur Selbsthilfe» und «Prävention ist besser als Heilen» orientiert.
Wenn die Hilfs- oder Helferindustrie nicht projektorientiert, mit Terminen, klarer Zielsetzung und Erfolgskontrolle arbeitet, und wenn sie sich nicht primär als Hilfe zur Selbsthilfe versteht, wird sie zum Selbstläufer; sie erzeugt die Nachfrage nach sich selbst.
Die Hilfs- oder Helferindustrie funktioniert nach dem Parkinson’schen Gesetz: Work expands to fill the resources allotted: Arbeit breitet sich so weit aus, wie Ressourcen dafür zur Verfügung stehen; frei übersetzt: Hilfe wird so viel beansprucht, wie angeboten wird. Die Hilfs- oder Helferindustrie ist deshalb eine Selbsterhaltungsveranstaltung: Wer kommt schon auf die Idee, sich selbst überflüssig zu machen, indem er darauf hinarbeitet, dass seine Leistung nicht mehr benötigt wird?