A Multitude of Sins

A Multitude of Sins
Richard Ford, 2020-02

Welch ein Kontrast zum Schrott von Trust Exercise (siehe vorangehende Besprechung).

In dieser Sammlung von 10 Kurzgeschichten (die englische Bezeichnung ,short stories’ wäre wohl passender) beschreibt Ford auf trockene, lakonische, aber sehr präzise und sprachlich virtuos-spartanische Art 10 verschiedene Paare (junge, alte, arme, reiche, intellektuelle, Spiesser, etc.), die sich im Dickicht von Liebe, Treue und Verrat verirren.

Ohne dass sich Ford mit seinen Leserinnen und Lesern anbiedert, stockt einem beim Lesen immer wieder der Atem, weil man nicht sicher ist, ob man nicht selbst gemeint sein könnte.

Ford versteht es meisterhaft, aus dem Leben gegriffene Szenen, die teilweise moralisch an Grenzen stossen, ohne erhobenen Zeigefinger, und ohne Einsatz irgendeiner Moralkeule so zu schildern, dass der Leser unwillkürlich dazu animiert wird, das, was er liest, an seinen eigenen Moralvorstellungen zu messen und zu reflektieren, wie er sich in vergleichbaren Situationen wohl selbst verhalten würde – oder möchte.

Der einzige Platz, den Ford der Moral einräumt, findet sich in Reflexionen, welche die handelnden Personen über sich selbst oder ihre Partnerinnen oder Partner selbst anstellen.

Ein Buch, das sich, weil die Geschichten völlig selbständig und verbindungslos sind, sehr gut in Tranchen lesen lässt. 

Fazit: in jeder Hinsicht ein Genuss!

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