
Der knapp 200-seitige Roman beschreibt den Silvesterabend und Neujahrstag einer deutschen Familie, die auf Lanzarote ihre Ferien verbringt. In die Geschichte wird eine ausführliche Rückblende eingebettet, die durch die Neujahrsereignisse ausgelöst wird. Da das Ganze auf eine Art Kriminalgeschichte hinausläuft, will ich hier nicht mehr dazu verraten.
Zeh schreibt brillant, anspruchsvoll und farbig; gewisse Passagen fallen etwas gar ausführlich, langfädig und mühsam aus. Ich jedenfalls kann wenig anfangen mit einer noch so gut geschriebenen seitenlangen Schilderung der Probleme, die ein Vierjähriger damit hat, die Sauerei, die seine zweijährige Schwester angerichtet hat, indem sie ihre Bettwäsche, ihren Pyjama und den ganzen Fussboden eines Ferienhauses ‚vollgeschissen‘ hat, zu beseitigen.
Ich kann der Geschichte nicht viel abgewinnen; für mich ist es eher eine Fallstudie über Psychopathologie für Psychiater oder Psychologen, als Belletristik. Es mag sein, dass Erlebnisse wie die des Romanhelden Henning in unserer Gesellschaft durchaus eine gewisse Repräsentativität und damit Relevanz haben – aber ich würde darüber lieber ein Sachbuch lesen, wenn überhaupt, als in einem Roman, von dem ich entweder unterhalten, vielleicht auch ‚belehrt‘ und geistig oder emotional bereichert werden oder einen Gewinn für mein eigenes Leben finden möchte.