
Jeroen Dewulf, *1972 in Belgien, Studien an den Universitäten von Gent, Porto und Bern, seit 2007 Dozent am German Department der UC Berkeley, seit 2014 Direktor des Institute of European Studies der UC Berkeley.
Mit diesem Hintergrund über Schweizer in Brasilien zu schreiben erscheint als sehr gewagtes Unterfangen. Es stellt sich auch als solches heraus, d.h. das Ergebnis ist nicht befriedigend.
Einerseits enthält das Buch interessante Kapitel über das brasilianische Selbstverständnis und dessen Entwicklung von der Kolonial- bis in die Neuzeit. Aber das hat kaum etwas mit ‚Schweizern unter dem Kreuz des Südens‘ zu tun. Dies gilt gleichermassen für lange und ermüdende Kapitel über afrobrasilianische Religionen und magische oder irrgläubige Kulte, selbst wenn darin Schweizer vorkommen, die in dieses Milieu eingetaucht sind. Bei den meisten Schweizern, die im Buch vorkommen, handelt es sich, mit Ausnahme von Hugo Lötscher, um längst vergessene, obskure Figuren, die weder für die Schweiz noch für die Schweizer in Brasilien repräsentativ sind.
Wer – wie ich – eine systematische Darstellung der Auswanderung von Schweizern nach Brasilien und deren Curricula in Brasilien erwartet, wird enttäuscht.
Abgesehen von einigen amüsanten oder exotisch-anekdotischen Einzelheiten ist das Buch zum Vergessen.