
Diese Auswahl von spitzen, lustigen, klugen und hintersinnigen Sprüchen oder Aphorismen Schopenhauers ist eine vergnügliche, auch häppchenweise geniessbare Lektüre.
Sie wird ihrem Anspruch «Einsichten eines glücklichen Pessimisten» gerecht; denn sie präsentiert eine Seite Schopenhauers, die nicht mit dessen Ruf, ein bodenloser, verbohrter und missmutiger Pessimist und Misanthrop zu sein, übereinstimmt. Allerdings gilt es festzustellen, dass Schopenhauer noch nichts von der positiven Psychologie wusste oder wissen konnte. Er fokussiert seine Anleitung zum Glück nämlich ausschliesslich auf die Vermeidung von Defiziten, Unglück, Unheil und Unbill. Dass es für einen Menschen besser, d.h. im Streben nach Glück und Zufriedenheit wirksamer sein könnte, die Maximierung der eigenen Stärken anzustreben, und – sozusagen als Gegengewicht – einfach zu akzeptieren, dass zum Leben auch widrige Erfahrungen gehören, steht nicht auf Schopenhauers Liste von Einsichten. Deshalb ist seine Anleitung, das Glück vornehmlich in der Vermeidung von Unbill zu suchen, etwas waghalsig, denn sie schliesst Pech oder generell die Tatsache, dass das Leben eine Lotterie ist, aus.
PS:
Der Herausgeber betont in seinem Nachwort, dass Schopenhauer selbst ‚Spass (natürlich mit ß)’ gemäss der alten deutschen Rechtschreibung als ‚Spaass (ß)‘ schreibt und damit ein langes ‚aa‘ vorgibt. Den Unterschied sieht er darin, dass ‚Spaass‘ im Gegensatz zu ‚Spass’ einen langen Atem hat und eine potenzierte, d.h. geistige gehobenere Form von Unterhaltung ist, während ‚Spass’ schon in Richtung ‚Fun‘ tendiert.
Leider verdirbt sich der Herausgeber diesen ‚Spaass‘, oder diese Pointe, weil er im Gegensatz zu Schopenhauer auf dem Buchumschlag und der Titelseite die Schreibweise ‚Spass’ verwendet.