
Baruch Kotler war ein russischer Jude und Dissident, der von einem vermeintlichen Gesinnungsgenossen und Freund an die Behörden verraten wurde und deshalb viereinhalb Jahre im Gefängnis verbringen musste. Dank den Anstrengungen seiner Frau, die auch internationale Unterstützung fanden, wurde er freigelassen, und beide konnten zusammen nach Israel auswandern. Dort wird Kotler berühmt, macht in der Politik eine steile Karriere, und erreicht nach rund 30 Jahren mit einem hohen Ministeramt seinen Höhepunkt. Er gerät wegen einer tiefgreifenden Meinungsverschiedenheit über Siedlungsfragen mit dem Ministerpräsidenten in einen Konflikt; er wird mit der Drohung, seine Affäre mit einer jungen Angestellten publik zu machen, erpresst stillzuhalten. Er gibt nicht nach und flieht mit seiner Maitresse vor dem ausbrechenden Skandal auf die Krim, an die er anhaltend schöne Kindheitserinnerungen hat. Dort trifft er zufälligerweise – nach über dreissig Jahren – den ehemaligen Freund, der ihn verraten hatte.
Daraus spinnt Bezmozgis eine verwickelte Geschichte über Schuld, Vergebung und Sühne. Sie spielt sich in einem jüdischen Milieu ab, das einem Gojim wie mir sehr fremd vorkommen muss. Der Roman ist zwar flüssig und ohne literarische Mätzchen erzählt, wegen der Fremdheit des Milieus aber trotzdem schwer lesbar; er bewegt sich zudem auf exotischem moralisch-ethischem Terrain und hat kaum Bezug zur Wirklichkeit einer nicht-jüdischen christlichen Moral.
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