
In diesem leichten Büchlein von 99 Seiten beschreibt Camenisch, wie in einem namenlosen Tal an einem namenlosen Schlepplift zwei ältere Männer den letzten Schnee, d.h. das Ende des Wintersports erleben. Paul und Georg, ehemalige Bergführer oder Skilehrer, so genau lässt der Autor dies seine Leserinnen und Leser gar nicht wissen, es ist auch nicht wichtig, stehen, wie seit Jahren, an der Talstation ihres Schlepplifts, warten, dass es schneit, und insbesondere auf die Touristen, die kaum noch ins Tal kommen, weil kaum mehr jemand Ski fahren will. Pflichtbewusst warten sie ihre Transportanlage, bereiten jeden Tag die Kasse vor, zählen die wenigen Gäste, mogeln dabei auch etwa, indem sie die vorbeischwingenden Bügel des Schlepplifts statt die Skifahrer zählen, kurz: sie schlagen die Zeit tot. Wie die Landstreicher Estragon und Wladimir von Samuel Becket, die auf Godot warten. Sie starren Löcher in die frische Bergluft, und sie reden – vor allem Paul. Er weiss zu jedem Stichwort eine Geschichte aus dem aktuellen oder vergangenen Dorfleben. Meistens haben die Geschichten gar keinen Zusammenhang mit dem Stichwort, das sie katalytisch auslöst, aber sie sind alle sehr illustrativ für das Leben und Denken in einem einsamen und beinahe verlassenen Bergtal.
Camenisch schreibt eine sehr eklektische Sprache, ein Konglomerat von deutsch (hoch- und schweizerdeutsch), romanisch, italienisch, französisch und natürlich auch zeitgeistiges englisch. Nichtschweizerische Leser werden Mühe haben, das alles zu verstehen, werden aber hoffentlich, weil es doch so authentisch und exotisch klingt, ihre Freude daran haben (ob Wörter wie ‚Kindels’ besonders authentisch sind, ist allerdings zu bezweifeln).
Die Lektüre des Büchleins ist streckenweise amüsant, aber auch ermüdend, denn es zieht sich alles sehr in die Länge, weil sich nichts bewegt, weil nichts passiert, und weil die Geschichten letztlich alle fürchterlich langweilig sind.
Aber vielleicht ist das die Absicht Camenischs – und dann ist das Werk gelungen.