Lyrics (ausgewählte Songs)

Lyrics (ausgewählte Songs)
Bob Dylan, 2017-16

Von mir hätte Dylan den Nobelpreis für Literatur nicht bekommen. Das hat auch, aber wenig damit zu tun, dass ich generell an einer Lyrikphobie leide, sondern viel mehr damit, dass aus meiner Sicht die Songtexte von Dylan eine sehr magere Basis für diese ‚Weltauszeichnung’ bilden.

Dylans Texte sind sehr wohl grösstenteils poetisch und fantasievoll, aber überwiegend behandeln sie immer wieder das gleiche Thema, und das noch äusserst hilflos: Ich tue oder unterlasse etwas, weiss aber nicht warum; jemand anders tut mir etwas, weiss aber nicht warum. Ich liebe sie, oder sie mich, ich verlasse sie, oder sie mich, aber wir beide wissen nicht warum. Die Songtexte sind Hymnen an die Ahnungs-, Orientierungs- oder Bedeutungslosigkeit. Somit passen sie perfekt ins Zeitalter der Beliebigkeit. Aber dafür ein Nobelpreis? Dieser hat damit auch den Stempel der Beliebigkeit erhalten. Schade!

PS:

Unter Lyrikphobie verstehe ich die Abneigung gegen Texte, die nur schön sind, ohne wirklich etwas zu sagen, oder gegen Texte, die – mit möglichst vielen Worten – etwas sagen wollen, das man mit ein oder zwei Sätzen viel klarer und präziser auf den Punkt bringen könnte; das schliesst etwa Operntexte selbstverständlich mit ein. Es leuchtet mir einfach nicht ein, dass man die Absicht, jemand, einschliesslich sich selbst, umzubringen, zuerst während 10 Minuten mit lautem Gesang oder Geschrei, begleitet vom Tutti-Klang eines 100-köpfigen Orchesters,  kundtun muss, bevor man zur Tat schreitet.

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