Between the World and Me

Between the World and Me
Ta-Nehisi Coates, 2017-10

Auszug aus dem Klappentext des Buchs: «The story of race and America is a brutally simple one, written on flesh: it is he story of the black body, exploited through slavery and segregation, and, today, still disproportionally threatened, locked up and killed in the streets. What is it like to inhabit a black body and find a way to live within it? And how can America reckon with its fraught racial history?»

Das sind in der Tat Fragen, mit denen sich Ta-Nehisi Coates auseinandersetzt. Er tut dies in einem langen Brief an seinen heranwachsenden Sohn. Das ganze Buch ist sein Brief. Aber er tut dies auf eine Art und Weise, die – jedenfalls mich – abstösst.

Erstens reduziert er das gesamte Spannungsfeld zwischen der weissen und schwarzen Bevölkerung der USA auf den schwarzen Körper, der seit der Zeit der Sklaverei bis heute von der weissen amerikanischen systematisch getötet, abgetötet und unterdrückt wird.

Zweitens widerspiegelt der ganze Brief nichts anderes als eine durchgehende Opfersicht: der schwarze Körper ist das Opfer, die Weissen, beziehungsweise in Coates’ Weltsicht «diejenigen, die sich für weiss halten», sind die Täter.

Drittens verallgemeinert er Simone de Beauvoirs Diktum, dass man nicht als Frau auf die Welt kommt, sondern von der Gesellschaft zur Frau gemacht wird, auf die Rassenfrage: «Race is he child of racism, not the father.» Im Klartext, in eine Rasse wird man nicht hineingeboren, sondern durch die rassistische Gesellschaft hineingezwungen. Das ist – aus meiner Sicht – natürlich ‚bullshit’, selbst wenn man genetische Unterschiede zwischen Rassen ausschliessen oder für irrelevant halten will. Rassen bestehen in der menschlichen Gesellschaft sehr wohl unabhängig von Rassismus; sie entsprechen dem urmenschlichen Bedürfnis nach Abgrenzung, nach der Unterscheidbarkeit von ‚wir’ und ‚die anderen’. Das hat grundsätzlich nichts mit Wertung zu tun, sondern schlicht und einfach mit wertneutraler Kategorisierung oder dem Wunsch nach Reduktion von Komplexität. Dass in der ganzen menschlichen Geschichte und in allen Gesellschaften oder Ethnien immer wieder sachliche Kategorien auch mit Wertungen und insbesondere Abwertungen verbunden werden, ist keine Widerlegung der a priori-Existenz von Rassen.

Viertens leitet er aus – zugegebenermassen hässlichen – Einzelfällen, in denen Polizisten (auch Schwarze, was Coates wohlweislich verschweigt) Schwarze grundlos oder völlig unverhältnismässig gewalttätig behandeln und auch töten, die pauschale Behauptung ab, dies sei ein grundlegendes Prinzip der amerikanischen Gesellschaft. Er ignoriert jeglichen gesellschaftlich moralischen Fortschritt, der seit der Epoche der Sklaverei bis heute bezüglich Rassengleichheit und gesellschaftlicher Toleranz erzielt worden ist. Er ignoriert auch, dass mit der Gründung der amerikanischen Kolonien sehr wohl zuerst Gesellschaften entstanden sind, die frei von Sklaverei waren, und dass zahllose Amerikaner im Bürgerkrieg 1861-1865 ihr Leben geopfert haben, um die Sklaverei in den USA abzuschaffen.

Fünftens ist Coates völlig von Geschichte unbelastet. Er behandelt die Sklaverei so, wie wenn sie von den Gründern der USA erfunden und in der USA-Verfassung verankert worden wäre. Tatsachen wie etwa, dass die ‚Gründerväter’ von Anfang an die Sklaverei ablehnten, dass die Sklaverei – so verwerflich sie ist – seit Jahrtausenden und in verschiedenen Zivilisationen besteht, und dass der ‚Einkauf’ der afrikanischen Sklaven sowie deren ‚Transport’ zu den Küstenhäfen Afrikas nur dank tätiger Mitwirkung von afrikanischen Stammesführern und arabischen Händlern möglich war, erwähnt er mit keinem Wort.

«Between the World and Me» ist ein Buch, das ich nicht vollständig lesen konnte – nach den ersten 10 Seiten wurde mir übel. Ich habe dann noch einige beliebige Stellen aufgeschlagen und jeweils 2-3 Seiten gelesen – leider traf ich immer wieder auf die gleichen, zum Teil historisch falschen Jeremiaden. Ich verstehe nicht, wie dieses Buch so hochgelobt werden konnte.

Wegschmeissen!

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