Hansdampf in allen Gassen – Die Abenteuer von General J. A. Sutter (Historischer Roman)

Hansdampf in allen Gassen – Die Abenteuer von General J. A. Sutter (Historischer Roman)
Helen Liebendörfer, 2017-09

Weil das Buch als ‚historischer Roman’ qualifiziert ist, darf man wohl nicht allzu viel historische Genauigkeit erwarten. Das Leben von Johann August Sutter wird in etwa entlang den bekannten Daten und Kenntnissen geschildert; im Detail finden sich jedoch sehr viel Ungenauigkeit und Unschärfe und auch Fehler.

In meinem ‚Stammbaum’ der Sutter-Literatur gehört das Buch zweifellos in die Kategorie ‚Fantasie’, und dort in die Schublade der ‚Hagiografien’. Sutter wird als Mensch in einer Opferrolle dargestellt, der wegen seiner Leichtgläubigkeit, Leichtfertigkeit und auch wegen seinem hoch entwickelten Bedürfnis nach Anerkennung immer wieder ausgenützt und über den Tisch gezogen wird. Seine permanenten Betrügereien und seine Schuldenwirtschaft werden quasi als zwingende Folge der Handlungen von ‚bösen Nachbarn’ dargestellt – jedenfalls wird Sutters Selbstwahrnehmung auf seine Opferrolle fokussiert.

Die Schwierigkeiten, mit denen Menschen vor der und um die Mitte des 19. Jahrhunderts, die an der Erschliessung des amerikanischen Westens beteiligt waren, zu kämpfen hatten, werden höchstens oberflächlich angesprochen; Leserinnen und Lesern erhalten kein realistisches Bild der tatsächlichen Strapazen und Gefahren.

Das Buch trägt nichts Neues zur Sutter-Geschichte bei; im Gegenteil: es vernebelt und verharmlost die Wirklichkeit.

Wer dieses Buch ohne Vorkenntnisse über Sutter, die Geschichte des nordamerikanischen Westens, über die Reisebedingungen für eine Atlantiküberfahrt oder für die Ost-west-Überquerung Nordamerikas sowie über die ‚Integration’ Kaliforniens in die USA, liest, bekommt von der Person, der historischen Leistung, und vom Charakter Sutters eine unvollständige, um Grössenordnungen verniedlichte und schlicht falsche Vorstellung.

Insgesamt: Schund und Kitsch

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