
Dank einer Empfehlung von Hansjörg Anderegg habe ich Wolf Haas kennen gelernt. Er schreibt ausserordentlich lesbare, spannende und unterhaltsame Kriminalromane.
Sein Stil ist gewöhnungsbedürftig; er entspricht in etwa der gesprochenen Sprache eines Menschen aus einem ungebildeten Milieu. Das steht in einem verblüffenden Widerspruch zum Inhalt, der immer wieder inhaltlich hochintelligent, sarkastisch und tiefschürfend ist. Wolf ist unverkennbar Österreicher; dies zeigt sich nicht nur an den bevorzugten Schauplätzen (Wien oder andere österreichische Städte), sondern auch in der meistens sympathischen Wurstigkeit, sarkastischen Bosheit und zeitweise Schlamperei der handelnden Personen. Wolf kann unerwartet in jeden Nebensatz Seitenhiebe oder tiefsinnige Gedanken verpacken. Er kann auch noch so furchtbare Sachverhalte erzählen, unaufgeregt, ohne jedes Pathos, beiläufig, so wie wenn er berichten würde, dass es gerade regnet.
Die Handlungen sind durchaus spannend und anregend, spielen aber eine untergeordnete Rolle; der Genuss der Lektüre basiert in erster Linie auf dem Stil und der ausgelebten österreichischen Mentalität.
Wolf Haas’ Bücher sind eine in jeder Lebenslage zur Entspannung und Erheiterung äusserst geeignete Lektüre.
Leider sind erst die beiden aufgeführten Bücher als eBooks erhältlich (iBooks oder Amazon). Es ist zu wünschen, dass weitere folgen. Im September 2016 soll immerhin auch «Das Wetter vor 15 Jahren» verfügbar werden.
Ein Autor, der zu verfolgen ist.