Hab und Gier (Kriminalroman)

Hab und Gier (Kriminalroman)
Ingrid Noll, 2016-06

Ingrid Noll scheint eine ‚kleine‘ Patricia Highsmith zu sein (wollen), allerdings um einiges biederer, hausbackener, provinzieller.

Trotzdem: Ihr Roman «Hab und Gier» ist lesenswert, unterhaltsam, spannend, und er hat ein überraschendes Ende. Der Plot selbst ist ‹Highsmith-ig› (aus dem Klappentext):

«Der kinderlose Witwer Wolfram macht seiner ehemaligen Kollegin Karla ein Angebot: Wenn sie ihn pflegt bis zu seinem Tod, vermacht er ihr sein halbes Erbe. Bringt sie ihn wunschgemäss um, sein ganzes, eine Weinheimer Villa inklusive.»

Noll erzählt diese Geschichte, die tatsächlich damit endet, dass Karla Wolfram beerbt, nach dem Motto, dass Verbrechen sich durchaus lohnt. Bis es soweit ist, begeht Karla einige Untaten, erlebt sie überraschende Wendungen und Enttäuschungen, aber das ‚happy end‘ wird folgerichtig anvisiert erreicht; allerdings erhält es mit dem vorletzten Satz einen bitteren Vorbehalt, den sich Leserinnen und Leser selbst auflösen müssten.

Leider ist dann der letzte Satz nicht nur völlig überflüssig – Highsmith wäre nie auf eine so blöde Idee gekommen. Noll bestätigt damit, dass deutsche Autoren keine ‚schwarzen Geschichten‘ konsequent zu Ende denken können; sie brauchen immer einen Holzhammer, der auch dem dümmsten Lesepublikum (oder Fernsehzuschauer) mit Brachialgewalt die Augen, die schon längst sperrangelweit geöffnet sind, öffnen will. Oder sie setzen den Holzhammer ein, um dem Publikum bei jeder Gelegenheit einzuhämmern, was nun Sache, d.h. ‚die Moral von der Geschichte‘ ist. Ich fühle mich damit als minderjähriger Idiot behandelt, und ich bin empört.

Schade.

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