
Ein mühsames Buch!
Das beginnt bei der Präsentation: i-Punkte und Satzzeichen (vor allem Punkte) fehlen weitgehend. Bis jetzt (Seite 420) finde ich keine Erklärung. Ich nehme an, dass es Absicht der Autorin sein muss; vielleicht will sie damit das Schriftbild der Schreibmaschine von Highsmith visualisieren? Wenn, dann wäre sie ihren Leserinnen und Lesern mindestens eine Erklärung schuldig. Und auch dann hätte es genügt, diese Idee meinetwegen in der Einleitung zu realisieren. In jedem Fall ist das aus meiner Sicht ein völlig unnötiges Lese-Hindernis.
Mühsam ist aber auch die Länge: knapp 700 Seiten, davon 150 Seiten Anhänge, in denen auch die Chronologie der Biografie untergebracht ist.
Ausserdem ist das Buch sehr schlecht strukturiert; Schenkar springt zwischen verschiedenen Zeitebenen umher, ohne dass der Sinn dafür ersichtlich wird.
Und insgesamt verliert sie sich viel zu sehr in Details und Nebensächlichkeiten, und wiederholt sich häufig.
So sind beispielsweise die 14 (!!!) Kapitel des Teils ‚Les girls’ nicht viel anderes als eine endlose Aneinanderreihung von lesbischen Liebesbeziehungen der Highsmith, die in ihrer Dichte vollends bestätigen, dass Highsmith eine durch und durch pathologisch kranke Frau war – nicht etwa weil sie Lesbe war, sondern wegen der Art und Weise, wie sie ihre Liebesobjekte auswählte, behandelte und meistens wieder abstiess. Sie war völlig beziehungsunfähig und missbrauchte viele ihrer Liebschaften, um ihr Jugendtrauma, «Meine Mutter hat mich verstossen», zu verdrängen oder zu sublimieren.
Ein Versuch der Biografin, einen Zusammenhang zwischen den Liebschaften von Highsmith, ihrer Biografie und insbesondere ihrem künstlerischen Schaffen herzustellen, wird nicht einmal ansatzweise erkennbar.
Der Widerspruch zwischen dem Erfolg des künstlerischen Werks von Highsmith und dem vollständig misslungenen persönlichen Leben der Autorin wird durch die Abwesenheit eines Erklärungsversuchs nur noch vergrössert und bleibt für Leserinnen und Leser unverständlich.
Ich konnte die Biografie nicht zu Ende lesen – Highsmiths Leben macht traurig und krank!