
Chris Hegel ist jetzt Mrs. Roberts, verfolgt aber immer noch hartnäckig und gegen Widerstände aller Art Bösetäter aus aller Welt – jetzt allerdings als Kommissarin beim Bundeskriminalamt in Berlin (BKA).
Zu Beginn weckt die Geschichte – auch beim gierigsten Investmentbanker, der sich den Luxus leisten könnte, überhaupt ein Buch, geschweige denn einen nutzlosen Thriller, zu lesen – puren Neid gegenüber der Polizistin und ihrem englischen Ehemann, weil es ihnen gelungen ist, nach dem durch den Jobwechsel erzwungenen Umzug nach Berlin ein fantastisches Haus an bester Lage in Potsdam zu mieten. Aber das ist ‚nur‘ ein gut angelegtes Nebengeleise.
Mit dem ‚zweiten Killer‘ im Buchtitel ist ein (sogenannt gram-negatives) Bakterium gemeint (konkret: Clostridium difficile), das gegen jegliche antibiotische Behandlung resistent ist – also ein ‚TDR‘ Pathogen (totally drug resistant), das absolut tödlich ist, und gegen das es kein Gegenmittel gibt.
Der Thriller wechselt im üblichen Anderegg’schen Stil rasant die Schauplätze, glänzt mit witzigen und scharfsinnigen Dialogen, und er steigert bis zum Schluss die Spannung, die sich bei Leserin und Leser aufbaut. Die Auflösung ist diesmal nicht der gefundene Bösewicht, sondern – fast bedauerlich – nur ein Quäntchen Hoffnung, dass es der Gesellschaft gelingen möge, den zweiten Killer unschädlich zu machen.
Die Lektüre bereitet insgesamt grosses Vergnügen, denn in die wissenschaftlich spannende Bakteriengeschichte ist gekonnt eine Handlung eingewoben, die davon lebt, dass ein vor 10 Jahren im Afghanistan-Krieg gefallener US-Soldat sich aktuell in Deutschland als vermeintlicher Mörder herumtreibt. Alles halb so schlimm: es ist ja schliesslich gut gemeint.