The Future (The Rough Guide to the future)

The Future (The Rough Guide to the future)
Jon Turney, 2014-17

Auf rund 350 Seiten behandelt Jon Turney die wichtigsten Faktoren, welche die Zukunft der Menschheit und unseres Planeten beeinflussen werden. Per Saldo ist man als Leser am Ende des Buches jedoch (fast) so klug als wie zuvor: es tönt zu häufig und zu sehr nach «Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich s’Wetter oder s’bleibt wie es ist.»

Aber es ist nicht ganz so schlimm. Immerhin bringt er zu Beginn einen intensiven und ernüchternden geschichtlichen Rückblick auf die Entwicklung der Zukunftsvorstellungen und -prognosen der Menschen (im westlich-europäischen Kulturkreis). Er macht dabei überdeutlich, dass die Zukunft meistens anders wurde als vorausgesagt, beziehungsweise dass Fantasie und Vorstellungsvermögen der Menschen von der Wirklichkeit meistens übertroffen oder massiv unterboten wurden. Sowohl beim Rückblick als auch bei der kritischen Auseinandersetzung mit heutigen Zukunftsprognosen zeigt sich als roter Faden, dass – wie in der Entwicklung der Informatik – die Entwicklung der ‚Software‘ meistens krass überschätzt und die Entwicklung der Hardware um Grössenordnungen unterschätzt wird.

Bei den bestimmenden Faktoren der Zukunft stellt auch Turner die üblichen ‚culprits‘ in den Vordergrund: Klima, Energie, Wasser- und Nahrungsversorgung, und vielleicht überraschend auch den Themenblock ‚life, society and values‘. Er belegt seine Analysen und Trendaussagen gründlich mit Fakten und Zahlen und liefert eine unendlich reiche Zahl von Quellen, wo man sich zusätzlich informieren könnte. Die Quintessenz seiner ‚Zukünfte‘ bleibt allerdings vage und unbestimmt – eben wie der Hahn auf dem Mist. Das wird wohl gut sein, denn in der Tat sind die Dinge so komplex, dass kaum mehr einzelne Ursache-Wirkungsbeziehungen zum Tragen kommen können.

Die Lektüre ist jedoch insgesamt nicht nur unterhaltend, sondern höchst informativ und anregend.

Er macht aus einer an sich Gobi-trockenen Materie eine spannende Geschichte von ‚trial and error‘, ironisiert die verrücktesten Versuche, die Zukunft in den Griff zu bekommen und lässt Leserinnen und Leser handgreiflich spüren, dass die Richtigkeit der meisten Experten-Aussagen über unsere Zukunft umgekehrt proportional ist zu Lautstärke und Überzeugung, mit der sie vorgetragen werden.

Turney macht den Leser aber auch sehr nachdenklich. Bei mir bekräftigt er den Eindruck, dass Geschichte und Schicksal der Menschheit wohl dem üblichen – auch in der Evolution immer wiederkehrenden – Lebenszyklus von Entstehung, langsamem Aufstieg, Klimax und Niedergang folgen. Das hiesse, dass der Mensch oder die menschliche Gesellschaft eine ‚endangered species‘ wäre. Dazu passt auch schön der Textkasten zum Kapitel «Dealing with disaster» auf Seite 263 «Is it us?», in dem unter anderem steht: «From the point of view of the rest of life on Earth, the disaster is us.»

PS für BB:

Das Buch enthält eine Fülle von für mich nützlichen Hinweisen und Zitaten zu Themen wie Robotik, AI, und generell «human enhancement», die ich beim Projekt «R.U.R.» wohl verwenden kann.

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